Mietpreise in der Schweiz 2024: Der stärkste Anstieg seit 20 Jahren

Die Mieten in der Schweiz haben 2024 einen dramatischen Anstieg erlebt, der so hoch wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr war. Laut einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Iazi sind die Mietpreise im Median um 4.5 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg ist vor allem auf die zweimalige Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes zurückzuführen, der mit Verzögerung die Mietpreise beeinflusste. Aber was bedeutet dieser dramatische Anstieg für Mieter und Vermieter, und welche Trends sind zu erwarten?
Gründe für den Anstieg der Mieten
Der Anstieg der Mieten im Jahr 2024 lässt sich hauptsächlich auf mehrere Faktoren zurückführen:
- Erhöhung des Referenzzinssatzes: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte ihren Leitzins von –0,75 Prozent Mitte 2022 auf 1,75 Prozent erhöht. Diese Zinserhöhung hat zur Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes> geführt, der als Grundlage für Mietpreisgestaltung dient. In der Folge sind die Mieten gestiegen, was sich nun im Jahr 2024 bemerkbar macht. Besonders in den Städten sind die Mietpreise deutlich angestiegen.
- Kostensteigerungen und Teuerungsausgleich: Die gestiegenen Betriebskosten und allgemeine Teuerungen führten zu höheren Mietkosten. Diese Anpassungen betreffen nicht nur neue Mietverhältnisse, sondern auch bestehende Mietverträge.
- Zuwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte: Die hohe Zuwanderung in die grossen Städte wie Zürich, Genf und Basel hat die Nachfrage nach Wohnraum in städtischen Gebieten verstärkt. Dies hat zu einer weiteren Erhöhung der Mietpreise geführt, insbesondere für Spitzenwohnungen.
- Angebot und Nachfrage: Die Baubewilligungen für neue Wohnungen sind laut Experten um etwa 50 Prozent niedriger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Dieses Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wird voraussichtlich die Mietpreise weiter in die Höhe treiben.
Regionale Unterschiede und Ausblick
Während die Mietpreise in städtischen Gebieten wie Zürich, Genf und Basel stark angestiegen sind, gibt es auch regionale Unterschiede:
- Zürich: Hier sind die Mietpreise für Spitzenwohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent gestiegen. Trotz eines Angebots an neuen Wohnungen in den kommenden Jahren erwartet man, dass die starke Nachfrage die Leerstände gering hält und die Mietpreise weiter steigen.
- Genf: Obwohl Genf den schwächsten Mietpreisanstieg unter den Grossstädten verzeichnete, hat die Stadt seit 2015 insgesamt den stärksten Anstieg der Mietpreise erlebt.
- Basel und Lausanne: In diesen Städten sind die Mietpreise ebenfalls gestiegen, aber nicht in dem Ausmass wie in Zürich.
Die Auswirkungen auf die Schweizer Grossstädte
Besonders stark gestiegen sind die Mietpreise in den Grossstädten. In Zürich beispielsweise, wo der Leerstand mit 1,5 Prozent besonders niedrig ist, wurden die Spitzenmieten um durchschnittlich 9 Prozent erhöht. Auch in anderen urbanen Zentren wie Basel und Genf sind die Mietpreise deutlich angestiegen. Die Nachfrage nach Wohnraum in diesen Städten ist weiterhin hoch, nicht zuletzt aufgrund der Zuwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte, was den Wettbewerb um verfügbare Wohnungen verschärft.
Im Gegensatz dazu zeigt sich in Genf ein etwas langsamerer Anstieg der Mietpreise, was auf eine gesättigte Marktstruktur und die begrenzte Verfügbarkeit neuer Wohnungen zurückzuführen ist. Doch auch hier ist der langfristige Trend eindeutig: Seit 2015 sind die Mieten in Genf am stärksten gestiegen.
Wie sich der Markt weiterentwickeln könnte
Angesichts der anhaltend niedrigen Leerstandsraten und der sinkenden Anzahl an Baubewilligungen ist nicht zu erwarten, dass die Mieten in naher Zukunft sinken werden. Im Gegenteil, Experten prognostizieren, dass die Preise auch weiterhin steigen werden, da die Nachfrage nach Wohnraum in den städtischen Ballungsräumen weiterhin hoch bleibt und das Angebot an neuen Wohnungen begrenzt ist.
Eine Trendwende wird nur dann erwartet, wenn es zu einem signifikanten Anstieg des Wohnungsbaus kommt – jedoch befinden sich viele Kantone, einschliesslich Zürich, derzeit im Widerstand gegen Volksinitiativen, die den Wohnungsmarkt stärker regulieren möchten. Eine mögliche Mietdeckelung oder eine Änderung des Vorkaufsrechts könnte den Markt zusätzlich beeinflussen und die Dynamik weiter verschärfen.
Politische Initiativen im Bereich Wohnungsbau
Der Wohnungsbau und die Mietpreise sind zunehmend auch ein politisches Thema. In Zürich etwa gibt es mehrere Volksinitiativen, die darauf abzielen, den Mietmarkt stärker zu regulieren. Eine der Initiativen fordert das Vorkaufsrecht für Gemeinden, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu sichern. Andere Vorschläge beinhalten die Einführung von Mietobergrenzen nach Renovationen und die Förderung von selbstgenutztem Wohneigentum. Diese Initiativen könnten langfristig Einfluss auf die Mietpreise und den gesamten Immobilienmarkt haben.